

Ein neuer Etappentag – Einstieg & Stimmung
Mit dem Glockenschlag der Kathedrale im Rücken verlässt du Pamplona. Die Stadt, die gestern noch voller Stimmen, Lichter und Pincho-Kultur war, liegt still im Morgen. Du gehst durch die alten Tore hinaus, und mit jedem Schritt verschwindet der Lärm der Stadt hinter dir. Vor dir liegt eine der symbolträchtigsten Etappen des Camino Francés: der Aufstieg zum Alto del Perdón, dem „Berg der Vergebung“. Hier verbinden sich körperliche Anstrengung, Wind, Weite – und der Blick zurück auf das Vergangene, bevor du in die offene Landschaft Navarras eintauchst.
Strecke & Höhenprofil
- Distanz: ca. 24 km
- Höhenmeter: +500 m / –700 m
- Schwierigkeit: mittel
Die Etappe beginnt flach, führt dann durch Cizur Menor stetig bergan. Der Aufstieg zum Alto del Perdón ist schweißtreibend, aber gut gehbar. Oben auf 750 Metern Höhe warten Windräder, weite Blicke – und die berühmte Pilgerskulptur. Der Abstieg ist steinig, rutschig und technisch anspruchsvoll, besonders bei Regen. Danach folgt ein welliger Verlauf durch kleine Dörfer, bevor du Puente la Reina erreichst.

Beschreibung des Weges – mit allen Sinnen
Hinter Pamplona zeigt sich das Land von seiner sanften Seite. Du gehst auf Feldwegen, vorbei an Gärten und Olivenbäumen. Bald erreichst du Cizur Menor, ein Vorort mit der Herberge des Malteserordens – ein Ort, an dem Pilger seit Jahrhunderten willkommen sind.
Von hier steigt der Camino merklich an. Über Zariquiegui, wo die letzte Möglichkeit zur Rast vor dem Aufstieg besteht, führt dich der Weg höher. Das Gelände wird karger, der Himmel weiter. Mit jedem Schritt wächst die Vorfreude auf den Pass.
Dann stehst du am Alto del Perdón. Der Wind weht kräftig um die Windräder, die Felder liegen dir zu Füßen. Hier oben, wo die bekannte Pilgerskulptur steht, die Pilger aus Eisen im ewigen Aufbruch zeigt, hältst du inne. Der Blick schweift zurück nach Pamplona und voraus in Richtung der kastilischen Ebenen. Der Camino scheint hier über Jahrhunderte aufgeladen: ein Ort der Vergebung, der Weite, des Neubeginns.
Der Abstieg fordert deine Aufmerksamkeit: lose Steine, rutschige Stellen, scharfe Kehren. Radfahrer nehmen besser die Straße – auch für Pilger zu Fuß heißt es, Schritt für Schritt vorsichtig zu setzen. Doch bald öffnet sich wieder der Blick, und du erreichst Uterga – ein Dorf mit Bars und einer willkommenen Gelegenheit zur Einkehr.
Wenig später kommst du nach Muruzábal. Von hier zweigt ein kleiner Umweg ab zur geheimnisvollen Kapelle Santa María de Eunate, ein Meisterwerk romanischer Architektur, von Templern geprägt, einsam inmitten der Felder gelegen. Wer sich die zwei Kilometer gönnt, erlebt einen Ort von großer Mystik und stiller Schönheit.
Zurück auf dem Hauptweg führt dich der Camino nach Obanos, ein Dorf mit engen Gassen und alter Tradition. Hier treffen sich der Camino Francés und der Aragonés – ein symbolischer Punkt, an dem Wege zusammenfließen.Und dann bist du in Puente la Reina. Der Ort trägt den Namen der mächtigen Brücke, die im 11. Jahrhundert von einer Königin Navarras erbaut wurde, damit Pilger sicher den Arga überqueren konnten. Mit ihren sechs Bögen aus Stein ist sie ein Meisterwerk mittelalterlicher Baukunst und eines der großen Symbole des Camino. Wenn du sie überquerst, spürst du, dass du nun mitten im Herz des Jakobsweges angekommen bist.

Zwischenorte & Besonderheiten
Ort | Distanz ab Pamplona | Besonderheit |
Cizur Menor | ca. 4,8 km | Malteser-Herberge, erster Rastpunkt |
Zariquiegui | ca. 11 km | Letzter Ort vor dem Aufstieg |
Alto del Perdón | ca. 13,5 km | Windräder, Pilgerskulptur, weiter Blick, Wind & Mystik |
Uterga | ca. 17 km | Bars, Einkehrmöglichkeit |
Muruzábal | ca. 19,8 km | Abzweig nach Eunate (2 km), romanische Templerkapelle |
Obanos | ca. 21,6 km | Zusammenfluss Camino Francés & Aragonés |
Puente la Reina | ca. 24 km | Mittelalterliche Brücke, historischer Pilgerort |
Einkehr, Übernachtung & Versorgung
- Pamplona bietet zahlreiche Herbergen und Hotels, darunter das große städtische Albergue Jesús y María.
- Cizur Menor: Herberge des Malteserordens (traditionell, einfach).
- Zariquiegui: kleine Pilgerherberge und Bar.
- Uterga: mehrere Privatunterkünfte, gute Einkehrmöglichkeiten.
- Muruzábal: Albergue Jardín de Muruzábal (zeitweise geschlossen).
- Obanos: private Unterkünfte, kleine Infrastruktur.
Puente la Reina: eine Vielzahl an Herbergen, vom traditionellen Albergue de los Padres Reparadores bis hin zu modernen Hostels und Hotels.

Das Besondere heute
Die Etappe ist eine der symbolträchtigsten des Camino: der Aufstieg zum Alto del Perdón mit seiner Skulpturengruppe, dem Wind, der Weite – und der Erfahrung, dass der Camino nicht nur durch Dörfer und Städte, sondern auch durch innere Landschaften führt.
Der Abstieg prüft Geduld und Konzentration, belohnt aber mit neuen Begegnungen und der offenen Landschaft Navarras. Wer den Umweg zur Kapelle von Eunate macht, erlebt zudem einen der mystischsten Orte des Jakobsweges.
Das Finale in Puente la Reina mit der imposanten Brücke ist nicht nur ein architektonischer Höhepunkt, sondern auch ein spiritueller: Hier beginnt für viele das Gefühl, nun wirklich mitten auf dem großen Camino angekommen zu sein.
Reflexion am Etappenende
Heute hast du Pamplona hinter dir gelassen, bist gestiegen, hast dich dem Wind gestellt – und bist belohnt worden mit Weite, Mystik und Geschichte. Puente la Reina ist nicht einfach nur ein Etappenziel: es ist ein symbolischer Ort, ein Knotenpunkt der Wege, ein Ort, an dem der Camino sich neu verdichtet.
📊 Tabellarische Übersicht
Etappe | Start | Ziel | Distanz | Höhenmeter | Schwierigkeit | Zwischenorte |
4 | Pamplona | Puente la Reina | 24 km | +500 / -700 m | mittel | Cizur Menor, Zariquiegui, Alto del Perdón, Uterga, Muruzábal, Obanos |
🌌 Camino der Sterne – Etappe 4
Pamplona → Cizur Menor → Zariquiegui → Alto del Perdón → Uterga → Muruzábal (→ Eunate) → Obanos → Puente la Reina
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