
Ein neuer Etappentag – Einstieg & Stimmung
Mit dem Aufbruch aus León beginnt ein neuer Abschnitt des Camino Francés. Hinter dir liegen Kathedrale, San Isidoro und die vibrierende Hauptstadt des alten Königreichs León. Vor dir breitet sich das offene Land des Páramo aus – weit, flach, und von der Straße N-120 durchzogen.
Die heutige Etappe ist von Kontrasten geprägt: vom urbanen und industriellen Auszug aus León über Wallfahrtsorte wie La Virgen del Camino bis hin zur Stille von Villadangos del Páramo. Wer hier pilgert, spürt: der Weg geht weiter hinaus ins Weite, und Santiago rückt nun merklich näher.
Strecke & Höhenprofil
- Distanz: 21,0 km (bis Villadangos)
- Höhenmeter: +120 m / –110 m
- Schwierigkeit: leicht
- Charakter: Mischung aus Stadt, Industriegebieten und langen Abschnitten parallel zur Straße; offene Felder des Páramo.






Beschreibung des Weges – mit allen Sinnen
Von der Basílica de San Isidoro in León führt dich der Camino über die Calle Renueva zur Plaza de San Marcos. Über den Puente de San Marcos querst du den Río Bernesga. Bald folgen Straßen voller Verkehr, Geschäfte und Polygone – nicht der schönste Teil, aber geprägt von gelben Pfeilen und Muscheln im Pflaster.
Nach rund 4 km erreichst du Trobajo del Camino, einst ein Bauerndorf, heute eine Vorstadt mit Industrie und Handel. Die Ermita de Santiago erinnert hier an die alte Pilgertradition.
Kurz darauf führt der Camino nach La Virgen del Camino. Dieser Ort gilt als wichtiger spiritueller Punkt: 1506 soll hier die Jungfrau einem Schäfer erschienen sein und ihn gebeten haben, eine Kapelle zu errichten. Das moderne Heiligtum stammt von 1961 und ist ein bekannter Wallfahrtsort.
Hier teilt sich der Weg: die Variante Villar de Mazarife (ruhiger, über Landstraßen und Felder) oder die Variante Hauptweg entlang der N-120 über Valverde und San Miguel. Der Hauptstrang führt durch Valverde de la Virgen, ein Dorf mit der Kirche Santa Engracia, und weiter nach San Miguel del Camino, wo schon im 12. Jahrhundert ein Pilgerhospital existierte.
Von hier ziehen sich lange Wege am Rand der Nationalstraße, bis schließlich Villadangos del Páramo auftaucht – ein kleines Dorf mit allen Services und der Jakobskirche, die den Apostel als Patron hoch verehrt.
Zwischenorte & Besonderheiten
Ort | Distanz ab León | Besonderheit | Tipp |
Trobajo del Camino | 4,2 km | Ermita de Santiago, Pilgerdenkmal | Erste kurze Rast nach dem Stadtgebiet |
La Virgen del Camino | 4 km weiter | Wallfahrtsort, Legende von 1506, moderner Tempel | Ideal für Besinnung oder Messe |
Valverde de la Virgen | 4,2 km | Kirche Santa Engracia, kleine Versorgung | |
San Miguel del Camino | 1,6 km | Pilgerhospital des 12. Jh., Kirche San Miguel | Kleiner historischer Halt |
Villadangos del Páramo | 7,2 km | Kirche Santiago, starkes Pilgerpatronat | Etappenziel |
Pack- & Einkaufstipps
- In León und La Virgen del Camino findest du Supermärkte und alles, was du brauchst. Danach sind Bars und kleine Läden in Valverde und San Miguel die letzten Möglichkeiten bis Villadangos.
- Sonnenschutz ist Pflicht – die Felder des Páramo sind offen und schattenlos.
- Wer sich stark fühlt, kann 4,5 km weiter bis San Martín del Camino gehen, einem alternativen Etappenziel.
Einkehr, Übernachtung & Versorgung
- León: Riesige Auswahl an Herbergen, Hotels und Pensionen.
- Trobajo del Camino: Hostales & Hotels.
- La Virgen del Camino: Pilgerherberge (Donativo) und mehrere Hostales.
- Valverde & San Miguel: kleinere Albergues.
- Villadangos del Páramo: Albergue (Donativo), Hostal Alto Páramo, Hotel Avenida III.
Das Besondere heute
Besonders eindrucksvoll ist die Legende von La Virgen del Camino. Im Jahr 1506 soll die Jungfrau Maria einem einfachen Schäfer namens Alvar Simón Fernández erschienen sein und ihn beauftragt haben, an dieser Stelle eine Kapelle zu errichten. Dieses Ereignis machte den Ort zu einem bedeutenden Wallfahrtszentrum der Provinz León. Das heutige Heiligtum, 1961 modern erbaut, erinnert daran, wie tief Volksfrömmigkeit und Camino hier ineinandergreifen.
Die Variante Villar de Mazarife, die in La Virgen del Camino abzweigt, verdient eine kurze Würdigung: Sie führt durch ruhigere, landwirtschaftlich geprägte Gegenden abseits der Nationalstraße. Wer Stille und Ursprünglichkeit sucht, findet hier einen friedlicheren Weg. Der Hauptweg hingegen bleibt dichter an der Infrastruktur, durchzieht mehrere Dörfer und erleichtert die Versorgung. Beide Routen treffen sich später wieder in Hospital de Órbigo – beide haben ihre eigene Schönheit.
In San Miguel del Camino erinnern Ruinen und Chroniken an ein Pilgerhospital des 12. Jahrhunderts, dessen geschnitzte Statue des Apostels heute im Archäologischen Museum von León bewahrt wird. Ein stilles Zeugnis, wie lange hier für Pilger gesorgt wurde.
Schließlich das Ziel Villadangos del Páramo: eine kleine Ortschaft, aber mit großem Pilgerpatronat. Die Kirche ist Santiago selbst geweiht, und bis heute werden hier Feste zu seinen Ehren gefeiert. Für viele Pilger wird spürbar: der Apostel begleitet den Weg, auch in kleinen Orten.
Reflexion am Etappenende
Die heutige Etappe mag auf den ersten Blick unspektakulär wirken – Industrie, Straßenrand, kleine Dörfer. Doch sie zeigt die Vielfalt des Camino: von der Großstadt León, über Legendenorte wie La Virgen del Camino bis zum stillen Páramo. Am Abend in Villadangos spürst du die Ruhe der Ebene – ein Kontrast zu den letzten Tagen, der dich innerlich sammeln lässt.
📊 Tabellarische Übersicht
Etappe | Start | Ziel | Distanz | Höhenmeter | Schwierigkeit | Zwischenorte |
22 | León | Villadangos del Páramo | 21,0 km | +120 / –110 m | leicht | Trobajo, La Virgen del Camino, Valverde, San Miguel |
🌌 Camino der Sterne – Etappe 22:
León → Trobajo → La Virgen del Camino → Valverde de la Virgen → San Miguel → Villadangos del Páramo
Hast du dich in La Virgen del Camino für den Hauptweg oder die stille Variante Villar de Mazarife entschieden? Teile deine Erfahrung mit anderen Pilgern!