
Ein neuer Etappentag – Einstieg & Stimmung
Heute führt dich der Camino Francés von der mittelalterlichen Kleinstadt Mansilla de las Mulas in die pulsierende Provinzhauptstadt León. Es ist eine vergleichsweise kurze, flache Etappe, doch mit einem ganz eigenen Charakter: zunächst ländlich, dann zunehmend von Straßen und Industrie durchzogen, bis schließlich die gotischen Türme der Kathedrale von León in Sichtweite ragen.
Viele Pilger empfinden diese Etappe als Übergangsetappe – von der Ruhe der Meseta hinein in die Lebendigkeit einer Stadt. Und doch liegen auf diesem Weg kleine Perlen von Geschichte: alte Brücken, Klosterruinen, römische Straßenkreuzungen und Spuren jüdischen Lebens.
Strecke & Höhenprofil
- Distanz: 19,7 km
- Höhenmeter: +110 m / –120 m
- Schwierigkeit: leicht
- Charakter: Flach, lange Geraden auf Schotterpisten parallel zur Straße; zunehmende Nähe zur Stadt mit Verkehr und Industrie.







Beschreibung des Weges – mit allen Sinnen
Von Mansilla aus verlässt du den Ort über den achtbogigen Brückenbau über den Río Esla, einen der wichtigsten Zuflüsse des Duero. Danach begleitet dich eine Schotterpiste parallel zur N-601, flankiert von Feldern und Maiskulturen.
Nach knapp 5 km erreicht man die Gegend von Villamoros de Mansilla, ein Ort mit römischen und mittelalterlichen Wurzeln. Hier lohnen die Kirche San Esteban und der Hinweis auf das nahegelegene archäologische Areal von Lancia, einer bedeutenden römischen Stadt.
Weiter geht es nach Puente Villarente, dessen Brücke schon im 12. Jahrhundert den Pilgerschriftsteller Aymeric Picaud beeindruckte. Sie war damals eine der größten auf dem Jakobsweg. Berühmt wurde auch das hier gegründete Hospital: stets sollte eine Eselin bereitstehen, um kranke Pilger nach León zu bringen – die erste „Pilger-Ambulanz“ der Geschichte.
Hinter der Brücke führt der Weg über lange Geraden nach Arcahueja und Valdelafuente, wo die Landschaft bereits urbaner wird. Ein kleiner Höhenzug, das Alto del Portillo, eröffnet erste Blicke auf die Türme von León.
Schließlich gelangst du nach Puente Castro, dem alten „Castrum Iudearum“. Hier befand sich eine der ältesten und bedeutendsten jüdischen Gemeinden Leóns, später jedoch zerstört. Heute ist Puente Castro ein Stadtteil, aber seine Geschichte lebt fort.
Von hier sind es nur wenige Kilometer bis ins Herz der Stadt. Über den Río Torío führt dich der Weg hinein nach León, wo die Kathedrale, die Basílica de San Isidoro und die Plaza Mayor die Pilger willkommen heißen.
Zwischenorte & Besonderheiten
Ort | Distanz ab Start | Besonderheit | Tipp |
Villamoros de Mansilla | 4,4 km | Kirche San Esteban, Nähe zum römischen Lancia | Abstecher für Archäologie-Interessierte |
Puente Villarente | 6 km | Bedeutende Brücke, erstes Pilgerhospital mit „Ambulanz-Eselin“ | Ideal für eine Pause |
Arcahueja | 14,8 km | Aussichtspunkt Alto del Portillo, Kirche Santa María | Letzte ländliche Rast vor León |
Puente Castro | 16,2 km | Ehemaliges jüdisches Viertel | Gedanklicher Moment der Erinnerung |
León | 19,7 km | Kathedrale, San Isidoro, Casa Botines, Barrio Húmedo | Großes kulturelles Ziel |
Pack- & Einkaufstipps
- Unterwegs einige Möglichkeiten zur Einkehr: vor allem in Puente Villarente.
- Trinkwasser und Sonnenschutz einpacken, da manche Abschnitte bis León noch offen und schattenarm sind.
- Ab León stehen dir alle Services zur Verfügung – ein guter Ort für einen Pausentag.
Einkehr, Übernachtung & Versorgung
- Mansilla de las Mulas: Mehrere Herbergen und private Unterkünfte.
- Puente Villarente: Albergue San Pelayo, El Delfín Verde.
- León: Riesige Auswahl – von klassischen Pilgerherbergen wie den Carbajalas (Donativo) bis zu modernen Hostels und Hotels in allen Kategorien.
Das Besondere heute
Die Etappe bringt dich mitten ins Herz des alten Königreichs León. Hier verdichten sich Geschichte und Symbolik.
Die Brücke von Puente Villarente ist mehr als ein Bauwerk – sie wurde schon im 12. Jahrhundert als „riesig“ beschrieben. Dass hier das erste dokumentierte „Ambulanzsystem“ für Pilger entstand, ist ein schönes Beispiel für die Fürsorge auf dem Jakobsweg: ein Esel stand bereit, um Kranke nach León zu bringen.
Nicht weit entfernt erinnert der Hinweis auf Lancia an die römischen Wurzeln dieser Landschaft. Diese Stadt war einst ein bedeutendes Zentrum der Region. Auch wenn nur Ruinen geblieben sind, liegt in ihrem Namen noch heute die Erinnerung an das römische Fundament des Camino.
Besonders eindrucksvoll ist die Geschichte von Puente Castro. Hier befand sich im Mittelalter die wichtigste jüdische Gemeinde Leóns. „Castrum Iudearum“ wurde sie genannt, bis sie zerstört wurde. Heute ist der Ort nur noch ein Stadtteil, aber wer dort vorbeigeht, kann sich die Vielfalt von Kulturen vorstellen, die am Camino lebten und wirkten.
Schließlich die Ankunft in León: eine Stadt, die als römisches Legionslager begann und später Hauptstadt des Königreichs wurde. Die Kathedrale Santa María ist ein Meisterwerk der Gotik, mit ihren farbigen Glasfenstern eine „Kathedrale aus Licht“. Die Basílica de San Isidoro bewahrt den „Panteón de los Reyes“, die Ruhestätte der Könige Leóns, voller Fresken, die vom „romanischen Sixtinischen Kapellchen“ sprechen. Und mit der Casa Botines von Gaudí und dem Convento de San Marcos fügt sich León in die große Geschichte Europas ein.
So ist diese Etappe trotz ihrer scheinbaren Monotonie ein Weg der Übergänge: von Land zu Stadt, von römischer Antike zur jüdischen Kultur, vom mittelalterlichen Pilgerhospital zu den Kathedralen der Gotik.
Reflexion am Etappenende
Wenn du am Abend durch die Straßen des Barrio Húmedo schlenderst, Tapas genießt und die Lichter der Kathedrale siehst, spürst du: der Camino ist nicht nur Natur und Einsamkeit, sondern auch Begegnung mit Geschichte, Kunst und urbanem Leben. León schenkt dir den Raum, innezuhalten und das bisherige Pilgern mit Kultur und Genuss zu verweben.
📊 Tabellarische Übersicht
Etappe | Start | Ziel | Distanz | Höhenmeter | Schwierigkeit | Zwischenorte |
21 | Mansilla de las Mulas | León | 19,7 km | +110 / –120 m | leicht | Villamoros, Puente Villarente, Arcahueja, Puente Castro |
🌌 Camino der Sterne – Etappe 21:
Mansilla de las Mulas → Villamoros → Puente Villarente → Arcahueja → Puente Castro → León
Welche Eindrücke hattest du bei deiner Ankunft in León? War es die Kathedrale, die dich überwältigt hat, oder die Lebendigkeit des Barrio Húmedo? Teile deine Erlebnisse mit anderen Pilgern.