
Ein neuer Etappentag – Einstieg & Stimmung
Nach einer Nacht in El Burgo Ranero, wo die Frösche an den Lagunen quaken, beginnt der Weg Richtung Westen. Heute erwartet dich eine kurze, flache Etappe durch die Weiten Leóns – schnurgerade, offen und von Feldern geprägt. Viele Pilger empfinden sie als eintönig, doch gerade darin liegt ihr besonderer Reiz: ein Tag zum Meditieren, zum Gehen im eigenen Rhythmus.
Ziel ist Mansilla de las Mulas, eine lebendige Kleinstadt mit reicher Geschichte und mittelalterlichem Kern. Dort, am Ufer des Río Esla, endet eine Etappe, die weniger durch Landschaftswechsel, dafür umso mehr durch Stille und Geschichte geprägt ist.
Strecke & Höhenprofil
- Distanz: 18,8 km
- Höhenmeter: +95 m / –100 m
- Schwierigkeit: leicht
- Charakter: Fast durchgehend flach, lange gerade Wege parallel zur Straße, wenige Schatten.






Varianten & Hinweise
- Schattige Piste: Ab Calzada del Coto zieht sich die bekannte Baumallee (Platanenreihe) über mehr als 30 km, die Pilgern Schatten und gleichmäßigen Rhythmus schenkt.
- Mobilität: Auch für Pilger mit Einschränkungen gut machbar, nur an Übergängen und steinigen Stellen ist Vorsicht nötig.
- Radpilger: Meist angenehm, stellenweise steinig, aber ohne größere Hindernisse.
Beschreibung des Weges – mit allen Sinnen
Von El Burgo Ranero geht es hinaus über die Calle Real, an einer großen Lagune vorbei. Dann führt die Piste schnurgerade weiter – eine Allee von Bäumen spendet immer wieder Schatten, während links und rechts das endlose Meer von Feldern liegt.
Nach rund 12 Kilometern erreichst du Reliegos, ein klassisches Straßendorf mit Häusern aus Lehm und Adobe. Hier kreuzten sich einst gleich drei römische Heerstraßen, und manche Historiker vermuten hier das alte „Pelontium“. Heute ist es ein typisches Pilgerdorf, mit Bodegas am Ortsrand und der Kirche San Cornelio und San Cipriano.
Von Reliegos aus geht es weiter, abwärts in das Tal des Río Esla. Die Piste begleitet dich bis fast nach Mansilla. Über eine Brücke erreichst du schließlich die Stadt, deren mittelalterliche Struktur mit Mauern und Toren bis heute erkennbar ist.
Zwischenorte & Besonderheiten
Ort | Distanz ab Start | Besonderheit | Tipp |
Reliegos | 12,6 km | Adobehäuser, Kreuzung römischer Straßen, Kirche San Cornelio & San Cipriano | Bodegas am Ortsrand erkunden |
Mansilla de las Mulas | 18,8 km | Mittelalterliche Stadt, alte Stadtmauern, Kirchen, Río Esla | Gutes Ziel vor León – Ruhetag möglich |
Pack- & Einkaufstipps
- Unterwegs nur Reliegos mit Läden und Bars – vorher ausreichend Wasser und Snacks mitnehmen.
- Sonnenschutz bleibt entscheidend, da lange Strecken ohne Schatten.
- In Mansilla gute Versorgungsmöglichkeiten für den kommenden Tag nach León.
Einkehr, Übernachtung & Versorgung
- El Burgo Ranero: Albergue Doménico Laffi (Donativo), Albergue La Laguna.
- Reliegos: Viele Albergues (Don Gaiferos, Gil, La Parada, Las Hadas, Vive tu Camino).
- Mansilla de las Mulas: Klassische Pilgerunterkünfte wie das Albergue municipal, El Jardín del Camino, Gaia – dazu Hotels und Pensionen.
Das Besondere heute
Die Etappe mag landschaftlich eintönig erscheinen, doch sie führt mitten durch die Geschichte des alten Königreichs León. Die schnurgeraden Wege folgen alten Trassen, die schon von Römern und später von Mönchen genutzt wurden.
Reliegos ist ein Ort, der sich eng an die römischen Spuren knüpft: drei alte Heerstraßen liefen hier zusammen, und noch heute erinnern die geraden Straßenzüge und die Lehmarchitektur an eine Zeit, in der das Dorf Kreuzungspunkt von Wegen und Kulturen war.
Das Ziel, Mansilla de las Mulas, ist von besonderer Bedeutung. Der Ort war ein wichtiger Etappenpunkt im mittelalterlichen Jakobsweg und wurde bereits im Codex Calixtinus als Station der achten Tagesetappe genannt. König Fernando II. von León verlieh Mansilla 1181 das Stadtrecht und ließ es befestigen – Reste der Stadtmauer sind bis heute sichtbar. Der Name selbst („de las Mulas“) verweist auf die Märkte, auf denen mit Maultieren gehandelt wurde.
Die Kirchen Santa María und San Martín, der ethnografische Museumsbesuch oder das Tor der alten Stadtmauer erzählen Geschichten von Macht, Handel und Frömmigkeit. Der Esla-Fluss, den man überquert, ist dabei nicht nur ein geographischer Übergang, sondern ein Symbol: Wer Mansilla erreicht, steht kurz vor León – einer der großen Höhepunkte des Camino.
So wird diese Etappe zu einer stillen Brücke: zwischen antiken Straßen, mittelalterlicher Stadtgeschichte und der Vorfreude auf die kommende Großstadt León.
Reflexion am Etappenende
Abends in Mansilla lohnt ein Spaziergang entlang der Stadtmauern. Die Stille der Meseta liegt noch in dir, aber die Lebendigkeit der Stadt kündigt bereits den nächsten Schritt an: León. Hier erkennst du, wie der Camino dich vorbereitet – durch Leere zur inneren Ruhe, bevor dich eine große Stadt wieder in ihren Bann zieht.
📊 Tabellarische Übersicht
Etappe | Start | Ziel | Distanz | Höhenmeter | Schwierigkeit | Zwischenorte |
20 | El Burgo Ranero | Mansilla de las Mulas | 18,8 km | +95 / –100 m | leicht | Reliegos |
🌌 Camino der Sterne – Etappe 20:
El Burgo Ranero → Reliegos → Mansilla de las Mulas
Hast du in Mansilla schon einmal die alten Mauern gesehen oder das „Tomate de Mansilla“ probiert? Teile deine Erinnerungen – sie geben dieser scheinbar unspektakulären Etappe ihr Gesicht.