
Ein neuer Etappentag – Einstieg & Stimmung
Der Morgen beginnt in Sahagún, dem alten Benediktinerzentrum, wo die Türme von San Lorenzo und San Tirso die Pilger verabschieden. Nach dem Trubel der Stadt öffnet sich erneut die weite Ebene von León: Felder, kleine Pappelhaine und die gerade Linie des Camino, die dich hinausführt. Diese Etappe ist kürzer und fast durchgehend eben, ideal zum Kräfte sammeln.
Heute begleitest du den Weg der alten Römerstraßen und Mönche, vorbei an kleinen Orten, die eng mit der Geschichte des Klosters von Sahagún verknüpft sind. Ein Tag, der Ruhe schenkt, aber auch viele Spuren von Spiritualität und bäuerlicher Tradition.
Strecke & Höhenprofil
- Distanz: 17,8 km
- Höhenmeter: +100 m / –90 m
- Schwierigkeit: leicht
- Charakter: Flache Meseta-Etappe mit langen geraden Wegen, beschattet von Baumreihen. Kleine Orte zur Einkehr, ansonsten viel offene Strecke.





Varianten & Hinweise
- Vía Trajana (über Calzadilla de los Hermanillos): Ab Calzada del Coto führt die alte Römerstraße, die „Vía Trajana“, nach Calzadilla de los Hermanillos und später zurück nach Mansilla de las Mulas. Einsamer, historischer, aber ohne viele Orte.
- Camino Real Francés (über Bercianos): Die Hauptroute mit schattiger Allee und Pilger-Infrastruktur, die nach El Burgo Ranero führt.
- Mobilität: Gut begehbar, keine besonderen Schwierigkeiten.
- Radpilger: Sehr angenehm fahrbar.
Beschreibung des Weges – mit allen Sinnen
Von Sahagún führt der Camino über den Puente Canto über den Río Cea. Hier beginnt die Ebene Leóns, und du gehst hinaus über Felder und unter dem Grün der Choperas. Nach rund 5 Kilometern erreichst du Calzada del Coto, einst „Villa Zacarías“ genannt und eng verbunden mit dem Kloster Sahagún. Hier erinnert die Kirche San Esteban an diese Tradition.
Ab hier teilt sich der Camino: Wer will, folgt der Vía Trajana, doch die Hauptroute führt weiter schnurgerade durch Felder und Baumalleen nach Bercianos del Real Camino. Der Ort erhielt seinen Namen, weil er im 10. Jahrhundert mit Menschen aus dem Bierzo neu besiedelt wurde. Sehenswert sind die Kirche El Salvador und die Ermita de la Virgen de Perales, die bis heute Pilger schützt.
Hinter Bercianos geht es auf einer langen, von Platanen gesäumten Piste weiter – 7 Kilometer in ruhiger Monotonie. Kleine Wasserstellen und Rastplätze bringen Abwechslung. Schließlich erreichst du El Burgo Ranero, ein Dorf, das sich rund um den Camino entwickelte und dessen Name möglicherweise auf „ranarius“ (Ort der Frösche oder Wasserstellen) zurückgeht. Die Kirche San Pedro und die Ermita Santo Cristo de la Vera Cruz empfangen die Pilger, bevor sie ihre Herbergen beziehen.
Zwischenorte & Besonderheiten
Ort | Distanz ab Start | Besonderheit | Tipp |
Calzada del Coto | 5,2 km | Kirche San Esteban, Ermita San Roque, Abzweig Vía Trajana | Donativo-Albergue |
Bercianos del Real Camino | 11,4 km | Neubesiedlung durch Bierzo-Leute, Kirche El Salvador, Ermita Virgen de Perales | Albergue Casa Rectoral (Donativo) – besonders authentisch |
El Burgo Ranero | 17,8 km | Kirche San Pedro, Ermita Santo Cristo de la Vera Cruz | Traditionelle Dorfstruktur am Camino |
Pack- & Einkaufstipps
- Ab Sahagún Supermärkte, danach Versorgung nur in Calzada del Coto und Bercianos.
- Wasser und kleine Snacks einpacken – auf den langen Geraden gibt es keine spontanen Möglichkeiten.
- Sonnenschutz bleibt entscheidend, auch wenn die Baumallee zeitweise Schatten spendet.
Einkehr, Übernachtung & Versorgung
- Sahagún: Große Auswahl an Herbergen (municipal, Santa Cruz, Dormero, Viatoris).
- Calzada del Coto: Kleines Donativo-Albergue.
- Bercianos del Real Camino: Mehrere Albergues, darunter das bekannte Casa Rectoral (Donativo), Albergue Bercianos 1900, La Perala.
- El Burgo Ranero: Traditionelles Albergue Doménico Laffi (Donativo), Albergue La Laguna, weitere Unterkünfte.
Das Besondere heute
Diese Etappe ist weniger wegen ihrer Länge, sondern wegen ihrer historischen und spirituellen Spuren bedeutend. Schon kurz nach Sahagún erreichst du Calzada del Coto, dessen Name auf die römische „Calzada“ zurückgeht. Der Ort gehörte einst dem Kloster von Sahagún, und bis heute spürt man die Verbindung von geistlichem Erbe und bäuerlicher Tradition.
Die Vía Trajana, eine Variante ab Calzada del Coto, führt auf die Spuren der Römerstraße, die Tarragona mit Astorga verband. Sie ist einsamer, steiniger und erfordert mehr Kraft, doch sie schenkt Pilgern die Erfahrung einer fast ursprünglichen Stille. Wer ihr folgt, erlebt eine andere Dimension des Camino – weniger Komfort, dafür Geschichte pur.
Die Hauptroute bleibt auf dem Camino Real Francés, über Bercianos bis nach El Burgo Ranero. Auch hier ist Geschichte lebendig: Bercianos wurde im Jahr 966 von Doña Palla dem Kloster von Sahagún geschenkt. Später wurde es mit Menschen aus dem Bierzo neu besiedelt. Die Kirche El Salvador und die Ermita Virgen de Perales erinnern an diesen dichten Zusammenhang von Pilgerweg, Kirche und Gemeinschaft.
Und schließlich das Ziel: El Burgo Ranero, ein Dorf, das buchstäblich um den Camino herum gewachsen ist. Der Name deutet auf Wasserstellen und Feuchtgebiete hin, die schon früher für das Überleben wichtig waren. Hier endet ein Tag, an dem Geschichte und Landschaft ineinanderfließen – Römerwege, Klostergeschichte, mittelalterliche Wiederbesiedlung und die stille Präsenz des Camino selbst.
Reflexion am Etappenende
Wenn du am Abend in El Burgo Ranero sitzt und die Sonne über den Lagunen versinkt, spürst du, dass auch diese kurze Etappe mehr war als nur eine Verbindungsetappe. Sie ist eine Brücke: zwischen Palencia und León, zwischen der Vía Trajana und dem Camino Real, zwischen römischem Erbe und lebendigem Dorfleben. Hier zeigt sich der Camino als Netz von Wegen, das Pilger seit Jahrhunderten trägt.
📊 Tabellarische Übersicht
Etappe | Start | Ziel | Distanz | Höhenmeter | Schwierigkeit | Zwischenorte |
19 | Sahagún | El Burgo Ranero | 17,8 km | +100 / –90 m | leicht | Calzada del Coto, Bercianos |
🌌 Camino der Sterne
Sahagún → Calzada del Coto → Bercianos del Real Camino → El Burgo Ranero
Hast du schon einmal die Vía Trajana ausprobiert? Teile deine Erfahrungen – ob historische Einsamkeit oder der vertraute Camino Real, jede Wahl erzählt ihre eigene Geschichte.