 
        Ein neuer Etappentag – Einstieg & Stimmung
Muxía liegt still hinter dir, wenn du aufbrichst. Der Wind trägt das Rauschen der Wellen durch die engen Gassen, Möwen ziehen Kreise über den Dächern. Du gehst vom Santuario da Virxe da Barca zurück durch den Ort, vorbei am Hafen, an Booten, die im Licht schwanken wie Gedanken, die noch nicht losgelassen sind.
Heute gehst du nicht mehr zum Meer – du gehst mit ihm. Diese Etappe ist keine Fortsetzung und kein Abschied, sondern ein Kreis: der Weg, der die zwei Enden der Welt verbindet. Zwischen Muxía und Fisterra mischen sich Erde und Wind, das Licht des Atlantiks begleitet dich von Anfang bis Ende.
Strecke & Höhenprofil
- Distanz: ca. 28 km
- Höhenmeter: +540 / –560 m
- Schwierigkeit: mittel
- Dauer: 6 – 7 Stunden
- Charakter: abwechslungsreiche Küstenlandschaft, Hügel, Wälder, lange Feldwege, ruhige Abschnitte
Die Verbindung zwischen Muxía und Fisterra ist eine der ruhigsten Routen Galiciens.
Sie führt über Wiesen, durch lichte Wälder, an Flüssen und Buchten entlang – ein stiller Übergang von der Andacht zur Weite.
























Beschreibung des Weges – mit allen Sinnen
Du verlässt Muxía entlang der schmalen Straße Richtung Süden. Der Asphalt glänzt vom Morgentau, das Meer bleibt zur Linken sichtbar, bis es sich allmählich hinter den Hügeln verliert.
Nach knapp fünf Kilometern erreichst du Os Muiños, ein kleines Dorf, dessen alte Mühlen am Wasser liegen. Das Rauschen des Baches begleitet dich, und der erste Kaffee des Tages schmeckt hier wie ein Ritual. Danach führt der Weg durch Felder und Eukalyptuswälder, vorbei an Merexo und As Aldeas, wo die Welt still steht.
Hinter Merexo öffnet sich der Blick auf die Bucht von Lires. Die Landschaft wird weit, der Wind trägt den Geruch von Salz und Gras. Nach etwa 14 km erreichst du Lires, den Treffpunkt beider Caminos – Muxía und Fisterra. Viele Pilger bleiben hier eine Nacht, um den Sonnenuntergang über der Playa de Nemiña zu sehen.
Hinter Lires steigt der Weg sanft an, schlängelt sich durch Wälder und offene Felder. In der Ferne hörst du das Meer, auch wenn du es nicht siehst. Der Abschnitt nach O Rostro führt über stille Pfade, wo nur das Rascheln des Windes bleibt.
Dann nähert sich der Weg der Küste. Du erreichst San Martiño de Duio (ca. Km 25), ein Dorf mit einer alten Kirche, die einst als Raststätte der Pilger galt. Von hier führt ein letzter Anstieg hinauf nach Fisterra. Der Wind wird stärker, die Luft klarer, das Meer liegt wieder vor dir – unbeweglich, ewig.
Fisterra erscheint leise, fast beiläufig. Und doch weißt du: Das ist das Ziel, das sich selbst wieder auflöst.
Zwischenorte & Besonderheiten
| Ort | Distanz ab Muxía (km) | Besonderheit | Tipp | 
| Os Muiños | 5,0 | Mühlen am Bach, Bar | Frühstücksstopp | 
| Merexo | 8,0 | Dorf mit Blick auf die Bucht | Kurzer Halt | 
| Lires | 14,0 | Verbindungsort beider Caminos, Unterkünfte, Bars | Mittagspause oder Übernachtung | 
| O Rostro | 20,0 | Küstenebene, weite Landschaft | Windjacke bereit halten | 
| San Martiño de Duio | 25,0 | Kirche, Wasserstelle, letzter Aufstieg | Rast vor Fisterra | 
| Fisterra | 28,0 | Zielort am Atlantik | Leuchtturm 3 km weiter | 
Varianten & kleine Abzweigungen
Von Lires führt ein kurzer Abstieg (1 km) zur Playa de Nemiña, einer stillen Bucht mit feinem Sand – perfekt für eine Pause am Wasser. Einige Pilger übernachten in Lires und gehen erst am nächsten Tag weiter, um Fisterra im Abendlicht zu erreichen.
Der Abstieg vor Fisterra kann bei Regen rutschig sein – langsames Gehen lohnt sich hier.
Pack- & Einkaufstipps
- Versorgung in Os Muiños, Lires und San Martiño de Duio.
- Zwischen Lires und Fisterra kaum Einkaufsmöglichkeiten – Wasser mitnehmen.
- Windschutz und leichte Regenkleidung für die Küstenabschnitte.
- In Fisterra: Supermärkte, Apotheken, Geldautomaten und Herbergen.
Einkehr, Übernachtung & Versorgung
Lires bietet sich als Zwischenstopp an – mehrere Herbergen, Bars und Restaurants mit regionaler Küche.
Fisterra schließt die Runde des Camino. Hier kannst du dich niederlassen, am Hafen sitzen oder hinaufgehen zum Leuchtturm.
Abends versammeln sich Pilger auf den Felsen am Cabo Fisterra. Manche bringen einen Stein, die meisten jedoch genießen ausschließlich die Magie des Sonnenunterganges.
Das Besondere heute
Zwischen Muxía und Fisterra gibt es keinen Höhepunkt – nur Bewegung, Licht, Übergang.
Dieser Weg ist das Atemholen nach dem Gehen: kein Ziel, sondern eine Verbindung.
Lires liegt wie ein Herz zwischen den beiden Enden. Hier treffen sich Wege und Gedanken. Und am Abend, wenn du am Meer stehst, verstehst du, dass Ankommen und Aufbrechen dasselbe Wort meinen.
Reflexion am Etappenende
Heute hast du den Kreis geschlossen. Das Meer, das dich in Muxía verabschiedet hat, empfängt dich in Fisterra. Vielleicht ist das die Wahrheit des Camino: nicht das Ende zu erreichen, sondern zu erkennen, dass es keins gibt.
📊 Tabellarische Übersicht
| Etappe | Start | Ziel | Distanz (km) | Höhenmeter (+/–) | Schwierigkeit | Zwischenorte | 
| 4 | Muxía | Fisterra | 28 | +540 / –560 | mittel | Os Muiños, Merexo, Lires, O Rostro, San Martiño de Duio | 
🌌 Camino der Sterne
Muxía → Os Muiños → Merexo → Lires → O Rostro → San Martiño de Duio → Fisterra
Bleib kurz stehen, bevor du Fisterra erreichst.
Sieh nicht auf den Horizont, sondern auf den Weg hinter dir – er ist jetzt rund geworden.
 
         
        