
Ein neuer Etappentag – Einstieg & Stimmung
Der Tag beginnt in Lédigos, einem kleinen Dorf, das noch ganz von den Lehmhäusern und der Kirche Santiago geprägt ist. Von hier aus führt dich der Camino tiefer hinein in die kastilischen Ebenen. Nach der langen und fordernden Etappe zuvor wirkt dieser Abschnitt fast wie eine Einladung zum Durchatmen: kürzer, leichter und mit regelmäßigen Ortschaften, die kleine Oasen der Versorgung bieten.
Die Landschaft bleibt offen und weit – ein Horizont ohne Ende, Felder voller Getreide, unterbrochen nur von vereinzelten Pappeln und den Dächern kleiner Siedlungen. Heute überschreitest du eine unsichtbare Grenze: du verlässt die Provinz Palencia und trittst in León ein – ein Übergang, der für viele Pilger auch innerlich ein neues Kapitel markiert.
Strecke & Höhenprofil
- Distanz: 16,2 km
- Höhenmeter: +90 m / –100 m
- Schwierigkeit: leicht
- Charakter: Angenehme, kurze Etappe. Meist flach, gut begehbar, mehrere Orte mit Versorgung und Herbergen.








Varianten & Hinweise
- Variante Calzadilla de los Hermanillos: Statt nach Sahagún führt eine Alternativroute nach Calzadilla de los Hermanillos. Diese Variante trifft später wieder auf den Hauptweg.
- Mobilität: Keine besonderen Schwierigkeiten. Auch für Pilger mit eingeschränkter Beweglichkeit ist der Abschnitt machbar.
- Radpilger: Sehr gut befahrbar, keine Hindernisse.
Beschreibung des Weges – mit allen Sinnen
Von Lédigos verlässt du die N-120, biegst auf einen Erdweg ein und erreichst schon nach wenigen Kilometern Terradillos de los Templarios. Der Name verrät die Geschichte: Hier hatten die Tempelritter einst Besitz, und die Legende erzählt, dass die letzten Templer hier die „Henne mit den goldenen Eiern“ begruben. Ein Ort voller Mystik – und die Kirche San Pedro erinnert an diese alte Geschichte.
Wenig später tauchst du in Moratinos ein. Ein winziger Ort mit traditionellen Lehmhäusern und der Kirche Santo Tomás. Charakteristisch sind die Bodegas – kleine Erdhügel mit Türen, die alte Weinkeller verbergen. Sie wirken wie Hobbit-Häuser und machen den Charme des Dorfes aus.
Nach weiteren 3 Kilometern erreichst du San Nicolás del Real Camino. Hier endet der Camino in der Provinz Palencia. Schon im 12. Jahrhundert stand hier ein Hospital der Augustiner-Chorherren, das sich besonders um Leprakranke kümmerte. Heute lädt die Kirche San Nicolás Obispo zu einer kurzen Rast ein.
Hinter dem Dorf überquerst du den Río Sequillo, trittst in die Provinz León ein und erreichst bald die Ermita de la Virgen del Puente, idyllisch von Pappeln umgeben. Von hier sind es nur noch wenige Kilometer, bis du Sahagún erreichst. Die Stadt empfängt dich mit Brücken, Türmen und ihrem typischen Mudejar-Stil aus Backstein.
Zwischenorte & Besonderheiten
Ort | Distanz ab Start | Besonderheit | Tipp |
Terradillos de los Templarios | 3,2 km | Ort der Templer-Legenden, Kirche San Pedro | Einkehr im Albergue Jacques de Molay |
Moratinos | 6,6 km | Erdkeller-Bodegas, Kirche Santo Tomás | Charmanter Stopp, urige Atmosphäre |
San Nicolás del Real Camino | 9,4 km | Ehem. Hospital der Augustiner, Kirche San Nicolás Obispo | Provinzgrenze Palencia → León |
Sahagún | 16,2 km | Historische Stadt, Mudejar-Kunst, Kloster San Benito | Unbedingt Besichtigung einplanen |
Pack- & Einkaufstipps
- Heute genügt eine leichte Tagesverpflegung – regelmäßig kleine Orte mit Bars und Geschäften.
- Sonnenschutz bleibt wichtig, da auch hier die Meseta kaum Schatten kennt.
- Wer in Sahagún bleibt, findet dort Supermärkte, Banken und eine Zugverbindung.
Einkehr, Übernachtung & Versorgung
- Lédigos: Albergue El Palomar, Albergue La Morena.
- Terradillos de los Templarios: Albergue Jacques de Molay, Albergue Los Templarios.
- Moratinos: Albergue Hospital San Bruno, Hostal Moratinos.
- San Nicolás: Albergue Laganares.
- Sahagún: Große Auswahl, darunter Albergue municipal (64 Plätze), Santa Cruz, Dormero, Viatoris – von traditionell bis modern.
Das Besondere heute
Diese Etappe ist reich an Legenden und Geschichte. Schon der erste Zwischenstopp, Terradillos de los Templarios, trägt im Namen das Erbe der Tempelritter. Hier besaßen sie Ländereien, und die Überlieferung erzählt, dass die letzten Templer an diesem Ort die geheimnisvolle „Henne mit den goldenen Eiern“ vergruben – ein Sinnbild für verlorene Macht und vergänglichen Reichtum. Die Kirche San Pedro erinnert an jene Zeit, in der die Tempelritter als Hüter des Pilgerwegs galten.
Moratinos überrascht mit seinen unterirdischen Weinkellern, die als Erdhügel sichtbar sind. Sie sind ein lebendiges Beispiel traditioneller Bauweise, die sich den Gegebenheiten der Meseta anpasste. Noch heute erzählen sie Geschichten von bäuerlichem Leben und gemeinschaftlichem Arbeiten.
San Nicolás del Real Camino war im 12. Jahrhundert Standort eines Hospitals der Augustiner-Chorherren. Besonders bemerkenswert: Das Hospital war den Leprakranken gewidmet – ein Ausdruck christlicher Nächstenliebe und Teil des sozialen Netzes, das Pilgern seit Jahrhunderten Sicherheit und Fürsorge bot.
Und schließlich das Ziel Sahagún, ein Zentrum von Kultur und Spiritualität. Der Legende nach geht die Gründung auf die Märtyrerbrüder Facundo und Primitivo zurück, die am Río Cea im 3. Jahrhundert wegen ihres Glaubens hingerichtet wurden. Über ihrem Grab erhob sich ein Kloster, das später zu einem der mächtigsten Benediktinerklöster Spaniens wurde: San Benito de Sahagún. In der Blütezeit des Mittelalters war dieses Kloster ein geistliches, kulturelles und politisches Zentrum – hier trafen Könige, Bischöfe und Ritter aufeinander. Die einzigartige Mudejar-Architektur der Stadt ist bis heute sichtbares Erbe dieser Epoche.
So verbindet diese kurze Etappe die Mystik der Templer, die Nächstenliebe mittelalterlicher Klöster und die Kraft der Märtyrertradition. Ein Tag voller kleiner Orte, die doch große Geschichten erzählen.
Reflexion am Etappenende
Wenn du am Abend durch Sahagún gehst, vorbei an der Kirche San Lorenzo oder den Ruinen von San Benito, spürst du die Schichten der Geschichte. Hier, wo Legenden, Märtyrer und Mönche ihren Platz haben, wirst du daran erinnert: Der Camino ist mehr als Bewegung – er ist ein Geflecht aus Glauben, Mythen und Orten, die bis heute Seele und Gemeinschaft stiften.
📊 Tabellarische Übersicht
Etappe | Start | Ziel | Distanz | Höhenmeter | Schwierigkeit | Zwischenorte |
18 | Lédigos | Sahagún | 16,2 km | +90 / –100 m | leicht | Terradillos, Moratinos, San Nicolás |
🌌 Camino der Sterne
Lédigos → Terradillos de los Templarios → Moratinos → San Nicolás del Real Camino → Sahagún
Hast du schon einmal die Tempelritter-Legenden in Terradillos oder die Mudejar-Kirchen in Sahagún erlebt? Teile deine Eindrücke – jede Erinnerung bereichert den Camino.