
Ein erster Blick – Einstieg & Stimmung
Wer von Nájera aufbricht und die Schritte in Richtung Westen entlang des Camino setzt, erreicht nach wenigen Kilometern das kleine Straßendorf Azofra. Die Häuser reihen sich dicht an dicht entlang der Calle Mayor, die zugleich der Camino ist – eine Dorfstraße, die mehr als nur Asphalt trägt: Sie ist Bühne, Lebensader, Geschichte. Alte Wappensteine an den Fassaden erinnern an vergangene Zeiten, und doch wirkt der Ort bescheiden, beinahe vertraut.
Wer ankommt, merkt rasch: Azofra ist kein Ort, den man einfach durchquert. Hier hält man inne und spürt die Stille zwischen den Mauern und das leise Raunen der Pilgertradition. Umgeben von Weinbergen, Getreidefeldern und Kartoffeläckern ruht das Dorf wie ein Zwischenkapitel – 576 Kilometer vor Santiago, wo viele Pilger noch einmal Atem schöpfen, bevor sie weitergehen.

Was dieser Ort erzählt
Azofra trägt Spuren arabischer Wurzeln und gehört seit Jahrhunderten in den Erzählkreis des Jakobswegs. Schon 1168 gründete Doña Isabel hier ein Pilgerhospital, dessen Kirche dem Heiligen Petrus geweiht war. Über Generationen fanden Reisende darin Schutz, Pflege – und manche auch ihre letzte Ruhe. Der Hospitalfriedhof bewahrte ihre Namen, lange nachdem ihre Schritte verstummt waren.
Heute erinnert nur noch wenig an diese Anlage. Doch die Fuente de los Romeros, eine Quelle am Ortsrand, gilt als stiller Zeuge jener Zeit. Ebenso das Pilgerkreuz, das früher den Ausreisenden Schutz versprach. In all dem lebt der Geist alter Gastfreundschaft, der Azofra bis heute prägt.
Camino-Distanzen
Nach sanften Kilometern durch Weinberge öffnet sich hier das Tor zu Azofra.
🗺️ Tabelle – Vorheriger Ort | Distanz (km) | Nächster Ort | Distanz (km)
| Nájera | 5,8 km | Azofra | 9,6 km bis Cirueña |
Übernachten & Ankommen
Herzstück des Ortes für Pilger ist das Albergue municipal de peregrinos de Azofra – eine Herberge mit fast hotelartigem Charakter, die 2004 ihre Türen öffnete. 60 Betten, verteilt auf 30 Doppelzimmer, schenken den Reisenden mehr Privatsphäre, als man es vom Camino gewohnt ist. Dazu der Innenhof mit Brunnen und kleinem Fußbad: ein Geschenk nach langen Tagen auf staubigen Wegen.
Wer nach mehr Komfort sucht, entdeckt im Hotel Boutique Real Casona De Las Amas einen Palast aus dem 17. Jahrhundert, wo schwere Vorhänge, Hydromassage-Bäder und ein stiller Garten mit Pool eine Reise in die Zeit der alten Rioja-Aristokratie ermöglichen.
Essen & Trinken
Schon früh am Morgen erfüllt der Duft von frischem Brot die Calle Mayor. Später locken Bars mit einfacher, kräftiger Küche: Patatas a la Riojana, geschmorter Eintopf, dazu ein Glas Wein, der in den Feldern ringsum gereift ist. Hier wird nicht nur der Hunger gestillt – hier teilen Pilger Momente, Geschichten und Stille bei einem Teller, der mehr ist als Mahlzeit.
Vorrat & Versorgung
Azofra ist klein, doch es fehlt an nichts. Ein Lebensmittelgeschäft, Metzgerei und Apotheke decken den Bedarf, und selbst ein Schmied bietet Hilfe bei kleinen Reparaturen. Nur Bargeld gibt es nicht im Ort – dafür führt der nächste Weg ins benachbarte Alesanco. Die Dorfbewohner begegnen Pilgern mit der Selbstverständlichkeit, die aus Jahrhunderten der Erfahrung gewachsen ist.

Nicht verpassen
- Pfarrkirche Nuestra Señora de los Ángeles: Errichtet im 17. Jahrhundert, mit prachtvollem Retabel, in dem auch der Apostel Jakobus erscheint.
- Botanischer Garten La Rioja: Am Ortsrand gelegen, lädt er ein, barfuß zwischen Pflanzen aus aller Welt zu gehen – eine unerwartete Oase.
- Sommerfeste: Im Juli ehrt das Dorf die Heilige Magdalena, im August San Roque – Tage voller Tanz, Trommeln und Gemeinschaft.
Reflexionsmoment
Bleibst du in Azofra, um das Echo alter Gastfreundschaft nachzukosten – oder zieht dich die Sehnsucht weiter zu den nächsten Kilometern des Camino?
Und während die Gedanken noch zwischen den alten Geschichten verweilen, öffnet sich im Herzen des Dorfes ein Haus der Ruhe – die kommunale Herberge, die wie ein modernes Echo jener uralten Gastfreundschaft wirkt.
🏡 Albergue municipal de peregrinos Azofra – Moderne Ruhe am Jakobsweg
Ein erster Blick – Einstieg und Stimmung
Mitten im Dorf erhebt sich ein modernes, dreigeschossiges Gebäude. Es wirkt auf den ersten Blick nüchtern, doch wer eintritt, spürt sofort: Hier ist mehr als ein Schlafplatz. Das Albergue municipal schenkt Pilgern das Gefühl, angekommen zu sein – mit der Wärme einer Herberge und der Struktur eines kleinen Hotels.
Service für Pilger
Die 30 Doppelzimmer mit niedrigen Betten sind schlicht, aber wohltuend privat. Im Innenhof plätschert ein Brunnen, daneben wartet ein kleines Fußbad – ein Ritual der Erholung für müde Füße. Waschmaschine, Trockner, Küche mit Cerankochfeld und Mikrowelle, WLAN und ein geschlossener Bereich für Fahrräder runden das Bild ab. Wer hier bleibt, merkt: Es ist eine der bestausgestatteten Herbergen des Camino Francés.
Besonderheiten
Das Haus gehört dem Rathaus von Azofra und wird mit spürbarer Sorgfalt geführt. Es ist, wenn man so will, der moderne Nachfolger des mittelalterlichen Hospitals – ein Ort, an dem die Tradition der Fürsorge für Pilger weiterlebt, nur in zeitgemäßem Gewand.
Stimmen der Pilger
„Nach Tagen im großen Schlafsaal war es ein Geschenk, ein Zimmer nur zu zweit zu teilen – schlicht, aber perfekt.“
„Das kleine Pediluvio im Hof war mein Highlight. So ein Moment der Ruhe – das ist Camino.“
Kontaktdaten und Öffnungszeiten der Einrichtung
- Adresse: C/ Las Parras, 7, 26323 Azofra – La Rioja
- Telefon: (+34) 941 379 325 (Reservierungen 13:30–20:00 Uhr)
- E-Mail: alberguemunicipalazofra@gmail.com
- Saison: 1. April – 31. Oktober (außerhalb für Gruppen ab 20 Personen auf Anfrage)
- Check-in: 13:00 – 20:00 Uhr
Reflexion
Wenn du im Innenhof sitzt, die Füße im kühlen Wasser, und den Himmel über Azofra betrachtest – was wünschst du dir für den nächsten Tag: mehr Kilometer, mehr Begegnungen oder einfach nur mehr solcher stillen Augenblicke?